Jede zweite deutsche Frau ist über das Mammographie-Screening zur Brustkrebsfrüherkennung falsch oder ungenügend informiert, so das Ergebnis einer Studie der Barmer Krankenkasse und Bertelsmann-Stiftung. Unter Frauen mit formal niedrigem Bildungsgrad ist es mit rund 75 Prozent sogar die Mehrheit. EU-weit haben im Jahr 2016 laut Statistiken 49,2 Prozent aller Frauen zwischen 50 und 69 Jahren an Mammographie-Screenings teilgenommen. Dabei sind sehr große länderspezifische Unterschiede zu beobachten. Die höchsten Teilnahmequoten von mehr als 80 Prozent weisen Dänemark, Finnland und Slowenien auf.

Falsche Annahmen oder mangelndes Wissen über die Abläufe könnten dazu beitragen, dass sich Frauen gegen eine Teilnahme am Screening-Programm entscheiden, aber möglicherweise auch den Nutzen falsch einschätzen. Das Fachpersonal sollte daher besser und umfassender über Vorteile, mögliche Einschränkungen sowie den Ablauf des Mammographie-Screenings aufklären.

Was ist Mammographie?

Die Mammographie ist eine röntgenbasierte Untersuchung der weiblichen Brust, um Brustkrebs (Mammakarzinome) oder dessen Vorstufen sichtbar zu machen. Üblicherweise kommen heute volldigitale Mammographie-Systeme zum Einsatz, die gegenüber der Film-Mammographie viele Vorteile bieten: eine sofortige Verfügbarkeit der Ergebnisse, eine verbesserte Bildqualität sowie eine niedrigere Strahlenbelastung.

In ihrer verbreiteten Form generiert die Mammographie 2D-Aufnahmen von jeder Brust. Viele radiologische Praxen bieten heute aber auch 3D-Aufnahmen der Brust an. Diese beruhen entweder auf der Tomosynthese-Technik, einem Pseudo-3D-Verfahren, bei dem durch eine Serie von Schichtaufnahmen eine dreidimensionale Darstellung der Brust erzeugt wird, oder auf Computertomographie-Aufnahmen. Die Computertomographie (CT) generiert echte 3D-Bilder der Brust, ohne dass das Brustgewebe komprimiert werden muss.

Wann soll man eine Mammographie machen?

Die Mammographie kommt in drei Situationen zum Einsatz:

  • zur Früherkennung von Brustkrebs unabhängig von einem konkreten Verdacht (Sekundärprävention)
  • zur Abklärung bei einem konkreten Brustkrebs-Verdacht
  • als Nachsorge bei ehemaligen Krebspatientinnen, um Rezidive frühzeitig zu erkennen (Tertiärprävention)

In Deutschland wird das Mammographie-Screening zur Sekundärprävention routinemäßig allen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren angeboten. Bei Frauen ab 70 Jahren richten sich die Empfehlungen nach mehreren Faktoren. Dazu gehören: das individuelle Krebsrisiko, der allgemeine Gesundheitszustand und die persönliche Lebenserwartung der Frau. Für jüngere Frauen wird die Mammographie nur im konkreten Verdachtsfall, eventuell auch beim Vorliegen besonderer Risikofaktoren empfohlen. Der Wissenschaftliche Beirat der Kooperationsgemeinschaft Mammographie hat kürzlich für eine Ausweitung des Screening-Programms auf die Altersgruppe 45 bis 75 plädiert.

Warum ist das ärztliche Aufklärungsgespräch so wichtig?

Das Mammographie-Screening ist die einzige Früherkennungs-Methode, die nachweislich die Sterberate an Brustkrebs verringert. Dennoch nimmt in Deutschland nur etwa jede zweite Frau daran teil. Krankenversicherungs-Statistiken zeigen sogar, dass die bundesweite Teilnahmequote zwischen 2012 und 2020 kontinuierlich von 63 auf 48 Prozent gesunken ist. Andererseits wird der Nutzen von vielen Patientinnen offenbar überschätzt. Etwa jede zweite Frau weiß nicht, dass bei einer Mammographie auch falsch-negative Ergebnisse möglich sind.

In der Bevölkerung besteht somit dringender Aufklärungsbedarf über Nutzen und Grenzen des Mammographie-Screenings. Studien zeigen, dass Informationsbroschüren und ähnliche Materialien wenig Einfluss auf den Wissensstand und die Teilnahme-Bereitschaft von Frauen haben. Das persönliche ärztliche Gespräch ist daher das wichtigste Mittel, um Frauen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.

Was muss ich vor der Mammographie beachten?

Patientinnen haben im Rahmen des Screening-Programms das Recht auf ein Aufklärungsgespräch mit dem Radiologen oder der Radiologin. Dieses findet an einem gesonderten Termin vor der eigentlichen Mammographie-Untersuchung statt, damit Frauen die Gelegenheit haben, Fragen zu stellen, und anschließend eine informierte Entscheidung treffen können. ÄrztInnen sollten die Gelegenheit unbedingt nutzen, um fundierte Informationen zu vermitteln und mögliche Vorteile sowie Einschränkungen der Mammographie in verständlichen Worten zu erklären.

Diese Informationen sollten Patientinnen im Rahmen des Aufklärungsgesprächs erhalten:

Was ist das Mammographie-Screening?

Mammographie-Screenings sind freiwillige Untersuchungen, die der Früherkennung von Brustkrebs dienen. Die meisten Krankenversicherungen übernehmen die Kosten der Untersuchung – entweder einmal jährlich oder alle zwei Jahre – bei Frauen über 40 Jahren. Die Mammographie-Untersuchung selbst führen in der Regel RöntgenassistentInnen (MTRAs) durch, anschließend werden die Aufnahmen von geschulten RadiologInnen begutachtet.

Bei Auffälligkeiten wird die Frau nochmals eingeladen, um mithilfe zusätzlicher Untersuchungen abzuklären, ob tatsächlich Brustkrebs vorliegt. Falls sich der Krebsverdacht erhärtet, was nur selten der Fall ist, bespricht der behandelnde Arzt oder die Ärztin mit der Frau das weitere Vorgehen

Was ist das Mammographie-Screening-Programm?

Das Mammographie-Screening ist ein Früherkennungs-Programm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, das in Deutschland von den Krankenkassen bezahlt wird. Teilnahmeberechtigte Frauen erhalten alle zwei Jahre einen Einladungsbrief mit einem Terminvorschlag. Die Mammographie-Untersuchung selbst führen in der Regel RöntgenassistentInnen durch. Anschließend werden die Aufnahmen von zwei FachärztInnen für Radiologie oder Gynäkologie unabhängig voneinander beurteilt, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Den Befund erhalten Patientinnen innerhalb von sieben Werktagen per Post.

Wie läuft die Mammographie ab?

Die Mammographie findet ambulant in einer dafür spezialisierten Einrichtung statt. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten. Jede Brust wird dabei zwischen zwei Plexiglasplatten geklemmt und möglichst flach gedrückt. Einige Frauen empfinden das als unangenehm oder etwas schmerzhaft, das Brustgewebe nimmt dabei aber keinen Schaden. Dann werden zwei Röntgen-Aufnahmen gemacht: einmal von oben nach unten, anschließend seitlich von außen nach innen. Durch die Röntgen-Strahlung lässt sich die innere Beschaffenheit des Brustgewebes sichtbar machen, wobei auch sehr kleine Verdichtungen oder Knoten erfasst werden.

Was sollten Patientinnen vor der Mammographie beachten?

Da bei der Mammographie der Oberkörper freigemacht werden muss, ist es günstig Kleidung zu tragen, die sich leicht ablegen lässt. Am Tag der Untersuchung sollten Frauen auf Deos und Körpercremes im Achsel- und Brustbereich verzichten. Diese hinterlassen einen Film auf der Haut, der die Aufnahmequalität beeinträchtigen kann.

Was sind mögliche Vorteile im Rahmen der Früherkennung?

Frauen sollten wissen, dass das Mammographie-Screening einen wissenschaftlich nachweisbaren Nutzen, aber auch bestimmte Einschränkungen hat. Die wichtigsten Vorteile des Mammographie-Screenings sind:

  • Geringere Sterblichkeit: Das Mammographie-Screening ist die einzige Früherkennungs-Methode, die nachweislich das Risiko senkt, an Brustkrebs zu versterben. Konkret werden von 1000 Frauen, die regelmäßig am Screening teilnehmen, etwa 2 bis 6 vor einem Tod durch Brustkrebs bewahrt.
  • Höhere Sensitivität im Vergleich zu Tastuntersuchungen: Anders als bei Tastuntersuchungen können durch eine Mammographie bereits sehr kleine Tumore oder Vorstufen davon entdeckt werden.
  • Besseres Behandlungsergebnis: Wird Brustkrebs im Frühstadium diagnostiziert, so ist er in den meisten Fällen besser heilbar. Auch die Behandlung selbst verläuft schonender, solange der Tumor noch klein ist.

Andererseits bestehen aber auch Risiken und mögliche Einschränkungen:

  • Geringe Spezifität: Bei einer Mammographie sind „falsch positive“ Befunde möglich, das heißt, es besteht kurzzeitig ein Verdacht auf Brustkrebs, der sich später aber nicht erhärtet. In Zahlen: Nehmen 1000 Frauen am Mammographie-Screening teil, dann werden bei etwa 30 von ihnen Auffälligkeiten entdeckt. Bei 24 dieser 30 Frauen stellt sich später heraus, dass doch kein Brustkrebs vorliegt. Der vermeintlich positive Befund löst aber kurzfristig Angst und Verunsicherung aus.
  • Geringe Sensitivität bei dichtem Brustgewebe: Bei dichten Brüsten liegt ein hoher Anteil an gesundem Drüsengewebe vor, weniger dichte Brüste enthalten dagegen mehr Fettgewebe. Dichtes Brustgewebe kann die Beurteilung von Mammographie-Aufnahmen erschweren. Das liegt daran, dass dichtes Brustgewebe auf den Aufnahmen als weiße Fläche erscheint, mögliche krankhafte Veränderungen der Brust wie Verkalkungen oder Tumoren aber ebenso. Fettgewebe erscheint dagegen als dunkle Fläche. Deshalb ist die Mammographie bei Frauen mit dichtem Brustgewebe weniger sensitiv, das heißt, Krebs kann leichter übersehen werden. Frauen mit dichtem Brustgewebe werden somit tendenziell häufiger zu Nachfolge-Untersuchungen eingeladen als Frauen mit weniger dichtem Brustgewebe. In vielen Ländern wird die Brustdichte im Mammographie-Befund vermerkt. Frauen mit hoher Brustdichte werden ergänzende Screening-Untersuchungen mit anderen bildgebenden Methoden wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) empfohlen.
  • Überdiagnosen: Manchmal werden Tumore entdeckt, die niemals Probleme verursacht hätten, entweder weil sie sehr langsam wachsen oder weil die Frau vorzeitig an einer anderen Erkrankung verstirbt. Dadurch kommt es zu unnötigen diagnostischen Verfahren und Behandlungen, die möglicherweise die Lebensqualität einschränken. Zudem ist allein schon das Wissen, an Krebs erkrankt zu sein, belastend. Nehmen 1000 Frauen am Screening-Programm teil, so werden etwa 9 bis 10 von ihnen unnötig behandelt.
  • Gefahr falsch negativer Befunde: In etwa 1 von 10 Fällen wird der Krebs bei der Mammographie trotz größtmöglicher Sorgfalt übersehen. Betroffene wiegen sich dann womöglich in falscher Sicherheit und achten weniger auf vorhandene Symptome und Warnzeichen.
  • Strahlenbelastung: Bei der Mammographie kommt Röntgen-Strahlung zum Einsatz, die für sich krebserregend sein kann, auch wenn das Risiko sehr gering ist: Bei höchstens 7 von 1 Million Frauen könnte Brustkrebs aufgrund der Mammographie-Untersuchungen entstehen. (Chijoke et al. Evaluation of mean glandular does and assessment of the risk radiation induced carcinogenesis in women following screening mammography in a low resource setting. Journal of radiation research and applied science. 2018: 11.)
  • Kompression der Brust: Die Brust muss bei der Mammographie möglichst flach gedrückt werden, damit der Radiologe oder die Radiologin die Aufnahmen korrekt beurteilen kann. Wird die Brust zu wenig komprimiert, könnten krankhafte Veränderungen durch darüber liegendes Gewebe verdeckt werden. Andererseits könnten Überlagerungen von gesundem Gewebe den Eindruck eines Knotens oder einer krankhaften Veränderung erwecken. Durch neuere Techniken wie die Brust-CT ist aber eine Screening-Untersuchung ohne Kompression des Brustgewebes möglich. Frauen können die Möglichkeit alternativer Screening-Methoden mit dem radiologischen Personal besprechen.

Patientinnen sollten zudem wissen, dass es sich bei der Mammographie um eine Früherkennungs-Methode (Sekundärprävention) handelt und nicht im wörtlichen Sinn um „Vorsorge“ (Primärprävention). Das heißt, die Mammographie kann die Entstehung von Krebs nicht verhindern, sondern nur möglichst frühzeitig erkennen.

Gibt es alternative Untersuchungsmethoden zur Mammographie?

Weitere Untersuchungsmethoden, die im Rahmen der Brustkrebs-Früherkennung zum Einsatz kommen, sind:

  • Regelmäßiges Selbstabtasten
  • Ärztliche Tastuntersuchungen
  • Ultraschall-Untersuchungen
  • MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie)

In der Regel werden diese Methoden ergänzend zur Mammographie eingesetzt. Keine dieser alternativen Methode kann wissenschaftlich nachweisbar die Sterblichkeit an Brustkrebs reduzieren.

Brustkrebsvorsorge nur bei guter Aufklärung erfolgreich

Vorteile und mögliche Einschränkungen des Mammographie-Screenings kann und soll jede Frau nur für sich abwägen. ÄrztInnen haben aber die Aufgabe, Fakten zu vermitteln, um Patientinnen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen. Aufklärungsgespräche sind zudem wichtig, damit Frauen den Nutzen des Mammographie-Screenings richtig einschätzen. Der Erfolg der Brustkrebs-Vorsorge hängt somit nicht nur von der fachlich-medizinischen Qualifikation des Personals, sondern ganz wesentlich von fundierten ärztlichen Aufklärungsgesprächen ab.